NOBLE ANGLES
IN SPACE (2023)



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Das Licht ist diffus,  ein Licht,
das sich  jener Art und Weise
der Betrachtung entzieht,
wie sie sich heute durchgesetzt
hat, nämlich einer, die

die  Umrisse
der Figuren sehr klar  
voneinander abgrenzt.

Der Versuch ist der einer Demontage
des Ordentlichen Denkens.













(...)


Und ihr, kommt herzu, ihr Kinder
der Tagewählerin, ihr Same des
Ehebrechers und der Hure! 4

An wem wollt ihr nun eure Lust
haben? Über wen wollt ihr nun das
Maul aufsperren und die Zunge
herausrecken?

Seid ihr nicht die Kinder der
Übertretung und ein falscher Same,
5 die ihr in der Brunst zu den
Götzen lauft unter alle grünen
Bäume und schlachtet die Kinder an
den Bächen, unter den Felsklippen?



Es geht darum ein Geflecht aus
Bedürfnissen, Wünschen und
Begierden umzuformen,
auszuschaben, was das Produkt
von Milliarden von Jahren
materieller Evolution auf diesem
Planeten ist und bis jetzt die
materiellen Bedingungen unserer
biosozialen Reproduktion ausmacht.

Es geht um

  das Blau, das Grün,    
  der Nippel, die Eier,    
  die Textur von Orangen,
  Rindfleisch, Möhren,
  der Wind und die Seeluft,
  das Tageslicht,
  das Bedürfnis nach            
  physischem Kontakt,  
  Sex!

Es geht um die Suche nach einem
Wesen, das sich selbst unter
Kontrolle hat, in der Nacht keine
Angst.


(...)

(...)


Die Fenster sind dunkel, spiegeln
den Raum, schließen nach außen
hin ab, es ist still, eine
orangefarben leuchtende Stehlampe
aus feinem Papier steht in der
einen Ecke des Raums, drei Kerzen
in der anderen. Das Licht strahlt
Wärme in den Raum, geht
verloren.

Ich sitze.

Die Beine übereinandergelegt, der
Rücken aufgerichtet. Ich sitze,
den Kopf frontal nach vorne, die
Augen geschlossen. Ich sitze und
versuche die eigenen Gedanken zu
beobachten, sie zu sortieren, mich
zu disziplinieren, ich habe das
Gefühl die Kontrolle zu verlieren,
sobald ich mich von ihnen
entferne.

Ich ziehe das rechte Bein aus der
Position, ich hebe es an, ich
knicke es nach außen hin ab, es
kribbelt, es sinkt ein in das
Kissen, auf dem ich sitze, es
wacht auf.

Ich richte mich auf, ich versuche
zwischen gehängten Schultern und
Rundrücken und zwischen
aufrechter Haltung abzuwechseln,
um nicht zu versteifen, ein
Alternieren von Wirbelschmerz,
Kurzschlaf und Verspannung.

(das Blau, das Grün, der
Nippel, die Eier, die Textur vo
Orangen, Rindfleisch, Möhren
der Wind und die Seeluft, da
Tageslicht, das Bedürfnis nach
physischem Kontakt, Sex!)

Ich öffne die Augen, der Hahn
kräht, es dämmert.


                   *


And in just two days we descended
down the laddar of civilization and
regressed to a primitive species of
homo sapiens, Cro-Magnon comes
to mind.

It was so hot that we barely
existed during the day and
foreaged for food at night.

We stored matches and fish hooks
in the handles of the knives, held
in place with candle wax.

The wax melted and leaked out and
so did we.


                    *


(...)


Ich stehe auf, ich drehe mich
einmal um mich selbst, ich drehe
um, der Wald ist dunkel, der
Himmel auch, vielleicht gewittert
es bald. Das Gras ist hoch, es hat
viel geregnet in letzter Zeit.

Der Wind rauscht durch das
Maisfeld, die groben Blätter, an
denen sich die Haut aufschneiden
lässt, reiben aneinander, kratzen
sich auf.

Vor mir eine Schlange, Maul weit
aufgerissen, die Zähne bohren in
das Fleisch einer Kröte, die
paralysiert wirkt, die Szenerie
erinnert an ein hybrides Reptil.

Jede Bewegung ekelt.

Ich google später, ich lese, dass
Schlangen ihre Beute lebend
verschlingen. Jede Bewegung lässt
mich zurückschrecken,

die Schlange apathisch, die Augen
weit offen, die Kröte, als wüsste
sie nicht, was mit ihr geschieht.

Jede Bewegung ekelt.

Wie schnell kann eine Schlange die
Beute wechseln, frage ich mich.

Ich verharre, ich halte dem Blick
stand, die Haare an den Armen
stellen sich auf, der Ekel lässt
mich nicht gehen, die Schlange
raubt mir die Zeit, denke ich.

Der Körper der Schlange maximiert
sich um den Umfang der Kröte, so
als würde sie aus der Schlange
herauswachsen.

Der Wind weht durch die Blätter
über meinen Kopf, ich höre die
Welt und spüre, wie sie sich
zeitgleich entzieht
nicht wie eine schleichende
Bewegung, nicht leise, aber
ununterbrochen, kriechend, wie
die Kälte im Winter, die erst in
dem Augenblick gespürt wird,
wenn es zu spät ist, wenn keine
weitere Schicht den Körper mehr
aufwärmen kann, wenn die Zähne
schon aufeinander klappern. Ein
Zustand, der eintrat sobald ich von
der Landstraße in den schmalen
Feldweg hineingebogen bin.

Muster lösen sich auf, Konzepte,
die Sicherheiten versprechen.

Ich erinnere mich,

ich habe von einer Schlangenart
gehört, die ihre Beute nicht im
Ganzen verschlingt, sondern sie
lebend ausweidet, mit den
vergrößerten, hinteren
Oberkieferzähnen schlitzt sie dafür
den Bauch ihrer Beute auf und
führt ihren Kopf in die Bauchhöhle ein,

dann entnimmt sie dem noch
lebenden Tier einzeln die Organe
und isst diese nach und nach


(...)